Breitbandausbau

„Endlich in der Neuzeit angekommen“

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Der Software-Entwickler R+B im rheinland-pfälzischen Dernbach kämpfte jahrelang mit quälend langsamem Internet. Bis die Syna eine Glasfaserleitung ins Gewerbegebiet legte. So wie hier bringt sie die Digitalisierung in mehreren Kommunen voran – und macht damit auch ihr eigenes Stromnetz sicherer.

Das Gewerbegebiet Urbacher Wald liegt ausgesprochen verkehrsgünstig: Die Auffahrt zur A3 ist nur wenige hundert Meter entfernt. Bis ins nordwestliche gelegene Köln sind es keine 80 Kilometer, Frankfurt erreicht man in knapp anderthalb Stunden. Parallel zur Autobahn verläuft die für 300 km/h ausgelegt ICE-Trasse Frankfurt-Köln.

„Wir sind hier nicht in der Pampa, sondern in direkter Randlage zu zwei großen Wirtschaftszentren“, sagt Willibald Müller, Geschäftsführer des Software-Entwicklers R+B. „Aber noch 2021 mussten wir uns hier mit Richtfunk behelfen, weil es keine brauchbare Internetverbindung gab.“ Und selbst mit diesem Notbehelf ließen sich Daten nur mit maximal 10 MBit/s übertragen – zahlreiche Anwendungen benötigen ein Vielfaches davon. „Da haben dann auch schon mal Mitarbeitende, die woanders wohnen und besser angebunden sind, größere Datenmengen mit nach Hause genommen und von dort aus versendet.“

Unglaublich eigentlich bei einem Unternehmen, das wie R+B Spezialsoftware für den Maschinen- und Sonderanlagenbau entwickelt und neben zahlreichen Mittelständlern auch für Schwergewichte wie Bosch, Siemens und die Schaeffler-Gruppe arbeitet. Doch was in vielen Großstädten längst Alltag ist, bildet in manchen ländlichen Regionen noch immer die Ausnahme: Millionen Haushalte und Unternehmen in Deutschland haben bis heute nicht die Möglichkeit, schnelles Internet zu nutzen.

Die Süwag hat beim Thema Breitband kräftig Fahrt aufgenommen. Wie sehen Ihre Pläne für den weiteren Ausbau aus?

O-Ton Dr. Markus Coenen

„In manchen Gegenden im Westerwald und auch in der Eifel etwa ist gar kein schnelles Internet verfügbar“, weiß Jonas Wick, der bei der Süwag-Netztochter Syna den Breitband-Vertrieb leitet. „Da werden wir mit offenen Armen empfangen, wenn wir mit dem Thema Glasfaser um die Ecke kommen.“

So auch im Gewerbegebiet Urbacher Wald. Es gehört zu Dernbach, einer Gemeinde im Westerwald mit 2.500 Einwohnern. „Ich wollte es erst gar nicht glauben, als ich hörte, dass es losgehen soll mit dem Breitbandausbau“, so Willibald Müller. „Erst als die ersten Baufahrzeuge in der Straße auftauchten, dachte ich: Es klappt tatsächlich!“

Dass ein Energieversorger wie die Süwag Strom- und Gasleitungen verlegt, ist klar. Aber Glasfaserkabel? „Das klingt für viele Leute zunächst überraschend“, so Jonas Wick. „Aber bei uns müssen nicht nur Strom und Gas fließen, sondern immer auch Informationen – heute mehr denn je.“

Schließlich müsse man jederzeit genau wissen, wieviel Energie ins Netz hineinfließt und wieviel die Kunden abnehmen. „Einspeisung und Abnahme müssen im Gleichgewicht sein“, erläutert Wick. „In Zeiten der dezentralen Einspeisung aus vielen tausend Windkraft- und Photovoltaikanlagen wird das System immer komplexer. Und mit der Elektromobilität wächst auch die Zahl der Abnahmestellen deutlich.“

Um das Gleichgewicht auch künftig zu halten, müssen große Mengen an Informationen fließen – das Netz muss digitaler und smarter werden. „Für unsere Netzsteuerung brauchen wir leistungsfähige Datenleitungen“, so Jonas Wick. „Die legen wir selber. Und schon in der Planung haben wir im Blick, wie wir freie Kapazitäten, die wir nicht benötigen, dem Markt zur Verfügung stellen können.“ Eine echte Win-win-Situation: Für Unternehmen wie R+B ist das eine Riesenchance – und für die Syna nicht nur die Möglichkeit, ihre Netze sicherer zu machen, sondern auch ein interessantes Geschäftsmodell.

Win-win für die Syna und die Firmen im Gewerbegebiet

Ein Geschäft, das immer gemeinsam mit Partnerfirmen realisiert wird: Um Investition, Planung, Bau und Betrieb der Glasfasernetze kümmert sich die Syna. Den Endkundenvertrieb übernehmen Partner wie die eigene Telekommunikationstochter KEVAG Telekom (KTK), die Deutsche Telekom oder die Süwag Vertrieb AG & Co. KG, die die Netze von der Syna anmieten.

Der Startschuss fiel bereits 2019 in der mittelhessischen Gemeinde Elz. 2022 wurde die initiale Bauphase erfolgreich abgeschlossen, die Bagger sind von den Straßen verschwunden. „Mehr als 2.000 Haushalte nutzen das neue Glasfasernetz jetzt bereits“, berichtet Jonas Wick. „Nachdem die Regelvermarktung angelaufen ist, sollen nun möglichst viele weitere der insgesamt rund 4.000 Haushalte im Ausbaugebiet von den Vorteilen des neuen Angebots überzeugt werden.“

Den Vertrieb in dieser Region hat die Deutsche Telekom übernommen, ebenso wie im benachbarten Hadamar, wo die Syna ebenfalls zurzeit Lichtwellenleiter verlegt. Auch hier werden mehr als 4.000 Haushalte die Chance auf einen Glasfaseranschluss bekommen. Der erfolgreiche Abschluss der initialen Bauphase wird Ende 2023 erreicht sein.

Ein weiteres, noch größeres Projekt steht bereits in den Startlöchern: In Eltville am Rhein, einer Nachbarstadt von Wiesbaden, können in naher Zukunft knapp 10.000 Haushalte von der Glasfasertechnologie profitieren. Baustart ist für das Frühjahr 2023 geplant, bis Ende 2025 sollen alle Leitungen im Boden liegen. Vermarkten wird das Angebot in diesem Fall die Süwag Vertrieb AG & Co. KG.

Das Gewerbegebiet Urbacher Wald im nördlichen Rheinland-Pfalz und ein weiteres im nahegelegenen Großmaischeid schloss die Syna 2021 ans Glasfasernetz an. Vertriebs- und Providerpartner ist in beiden Fällen die Süwag-Tochter KTK. „Die Arbeitsteilung zwischen den Kollegen der Syna und uns funktioniert ganz hervorragend,“ sagt Christof Furch, Prokurist der KTK. Und die Wirtschaft vor Ort ist begeistert, so Furch weiter: „Wir freuen uns, dass bereits zehn Unternehmen im Gewerbegebiet Urbacher Wald einen Hochgeschwindigkeitsanschluss beauftragt haben.“

Auch IT-Mann Willibald Müller fiel ein Stein vom Herzen: Statt 10 stehen seinem Unternehmen jetzt 300 MBit/s zur Verfügung – „mit Luft nach oben, falls wir irgendwann noch mehr benötigen sollten.“ Beim Kunden aus der Ferne neue Software aufspielen, Wartungsarbeiten erledigen, Daten zu Analysezwecken herunterziehen – alles endlich kein Problem mehr.

R+B ist mit seinen Anforderungen keine Ausnahme. Der Bedarf ist aller Orten enorm. Das weiß auch Jonas Wick: „Wir stehen ja in engem Kontakt zu den Kommunen und tauschen uns zu diesem Thema aus. Das Interesse ist überall riesig.“ Da treffe es sich gut, dass die Syna beim Breitbandausbau „zuletzt erheblich an Tempo zugelegt“ hat. Auch für die kommenden Jahre hat sich der Netzbetreiber ehrgeizige Ausbauziele gesteckt. 15 Millionen Euro will das Unternehmen jährlich dafür in die Hand nehmen.

R+B-Geschäftsführer Willibald Müller ist in Sachen schnelles Internet bereits am Ziel: „Endlich sind wir in der Neuzeit angekommen und auch in Sachen Datenübertragung wettbewerbsfähig“, sagt er erleichtert. Und bei der Syna ist man durchaus ein wenig stolz darauf, Menschen und Firmen ans schnelle Netz zu bringen, die ohne dieses Engagement noch lange auf zügiges Datenstreaming warten würden. Jonas Wick: „Wir bringen so ein Stück mehr Lebensqualität in die Region, in der wir seit langem verwurzelt sind, und verschaffen den ortsansässigen Firmen einen echten Wettbewerbsvorteil. Dafür legen wir uns gerne ins Zeug!“

Die KEVAG Telekom (KTK)

Die KTK ist bereits seit vielen Jahren als Internetprovider aktiv und versorgt mehr als 20.000 Privat- sowie 1.000 Geschäftskund*innen im nördlichen Netzgebiet mit schnellem Internet über das Kabel-Glasfasernetz. Basis dafür ist das Breitbandkabelnetz der Süwag. Privatkund*innen können derzeit Anschlüsse mit bis zu 400 Mbit/s buchen. Syna und KTK haben gemeinsam aber noch mehr vor. Aktuell sind mehrere Ausbauprojekte für Glasfaser in Planung und im Bau. Christof Furch, Prokurist bei der KTK: „Ziel ist es, ab 2022 schrittweise allen über das Kabel-Glasfasernetz Geschwindigkeiten von 1 Gbit/s, also tausend Mbit/s anzubieten.“

Fotos: SeitenPlan/Sascha Kreklau, Video: SeitenPlan/Sascha Kreklau